Deutschland hat viele Gesichter. Eines davon ist das Gesicht von Friedi Kühne. Er ist Profi-Slackliner. Er liebt die wilde Natur, das Abenteuer, den Sport, und das Gefühl, zu schweben. In seinem Interview spricht er über sein Leben als Slackliner.
Friedi Kühne - Profi Slackliner
Instagram: @friedikuehne
Facebook: Friedi Kühne - Slackliner
Webseite: www.friedi-kuehne.de
Hallo! Danke, dass du heute Zeit hast für ein Interview. Kannst du dich kurz vorstellen? Wie heißt du? Wie alt bist du? Und was machst du in deinem Beruf?
Hallo, ich bin der Friedi und ich bin 29 Jahre alt. Mein großes Hobby ist im Moment auch mein Beruf: Ich bin Profi-Slackliner.
Ich habe mich auf die Highline spezialisiert. Das heißt: Ich balanciere auf sehr hohen Slacklines. Eine Highline verläuft zum Beispiel zwischen zwei Häusern oder Felsen. Ich mache darauf auch Tricks.
Wie verdienst du dein Geld? Kannst du von diesem Beruf leben?
Ich reise um die Welt und mache Slackline-Shows, Kurse und Präsentationen. Ich verdiene nicht viel Geld. Aber es ist genug zum Leben. Und ich brauche ja auch nicht viel. Das ist alles, was ich im Moment will: Reisen und meinen Sport machen.
Ich werde diesen Beruf sicher nicht für immer machen. Ich habe Englisch und Mathematik studiert. Später möchte ich Lehrer werden.
Aber die nächsten 1-2 Jahre möchte ich ganz viel reisen und meine Freiheit ausnutzen.
Reisen klingt toll! Wo warst du und wo bist du im Moment?
Ich war mit der Slackline zum Beispiel in China, Russland, Brasilien, Norwegen, England, Kanada und in den USA. Dabei habe ich wunderschöne Natur gesehen. Aber auch die Menschen und die Kulturen in den anderen Ländern sind toll. Durch meinen Sport kann ich so viele neue Länder sehen und neue Dinge lernen.
Jetzt gerade bin ich in den USA, in Kalifornien. Im Yosemite Valley gibt es die ersten Highlines der Welt. Deshalb ist dieser Ort sehr besonders für mich. Ich habe dort auch einen Free Solo gemacht.
Was ist ein Free Solo?
Normalerweise habe ich immer eine Sicherung auf der Highline. Wenn ich falle, dann hänge ich an einem Seil. Bei einem Free Solo gehe ich ohne Sicherung auf der Highline. Ich darf also wirklich keinen Fehler machen.
Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich finde kaum Worte dafür. Aber so etwas macht man nicht von einem Tag auf den anderen. Man muss sich viele Jahre darauf vorbereiten.
Im Jahr 2016 habe ich einen Free Solo Welt-Rekord aufgestellt:
Wie fühlst du dich, wenn du auf einer Highline gehst?
Oft bin ich im Flow-Zustand. Dann denke ich an gar nichts. Ich denke nur an meinen Körper, an den Atem und an den nächsten Schritt. Manchmal höre ich Musik dazu.
Aber das funktioniert nicht immer: Vor ein paar Wochen in Kanada haben wir einen neuen Welt-Rekord aufgestellt. Die Highline war 1,9 km lang. Ich war eine Stunde und 20 Minuten auf der Slackline. Da bin ich nicht die ganze Zeit im Flow. Ich denke auch mal an ganz andere Dinge. Vor allem am Ende denke ich vielleicht: "Oh, ich habe es fast geschafft!" "Ich darf jetzt keinen Fehler machen!".
Wann hast du mit dem "Slacklinen" angefangen?
Ich habe angefangen, als ich 20 Jahre alt war. Am Anfang fand ich es doof und war frustriert. Das geht vielen Menschen am Anfang so. Aber dann habe ich immer weiter geübt. Irgendwann konnte ich auf der Slackline gehen und kleine Tricks machen. Und dann konnte ich nicht mehr stoppen. Ich war süchtig nach dem Gefühl zu schweben.
Was sagen deine Eltern zu deinem Beruf?
Meine Eltern finden das toll. Sie freuen sich für mich, denn ich mache Sport, ich habe einen aktiven Lebens-Stil und ich habe Freunde in verschiedenen Ländern. Sie sind sogar ein bisschen neidisch: Sie möchten auch gerne so viel reisen, wie ich.
Vielen Dank für das Interview, Friedi! Du hast mit 20 Jahren einen komplett neuen Sport gelernt. Hast du einen Tipp für Menschen, die Deutsch lernen? Deutsch ist ja auch schon fast ein Extrem-Sport...
Ich sage zu meinen Slackline-Schülern: "Vergleiche dich nicht mit anderen Menschen. Vergleiche dich nur mit dir selbst in der Vergangenheit." Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Und er kann konstant in seinem Tempo besser werden. Aber man muss nicht besser sein als die Anderen.
Danke, Friedi. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und pass auf dich auf!
Danke auch. Bis bald!